parallele Gegensätze

Karl Lagerfeld, Ausstellung im Museum Folkwang in Essen, gestern besucht, heute beendet:

Und während schräge einfallende, heftige Regenfälle den Tag zur Mühe des Aufbegehrens gegen eine depressive Verstimmung machen, habe ich mich in der fast überlaufenen Ausstellung in die Mischung aus Bildern und Objekten fallen lassen, mit wachsender Sehnsucht nach Paris, die Helligkeit und die Kühle der übersteigert schönen Menschen, deren skurrile Fassaden und fast steril wirkendes Ambiente die schmerzlose andere Welt abbilden, angesehen, fasziniert von den Talenten Lagerfelds, sich selbst so offensiv in Szene zu setzen, dass es fast bescheiden wirkt, und in jedem Detail seiner Fotografien und seiner Ausstattungen, sowie den Orten, an denen er sie präsentiert, perfekt zu arbeiten.

Am späten Nachmittag ist die Essener Innenstadt im Platzregen fast leer, das Shopping auch daher nur kurz, umso besser und freundlicher das Abendessen im Tablo.
Und bei Raki, einem kleinen Salat, Lammfiletspitzen mit Drillingen, gegrilltem Gemüse, lauwarmem Reis mit Zimt in Milch und Eis mit Granatapfelkernen fällt mir lächelnd ein, wie die Verliebtheit in Ästhetik und Design der gerade gesehenen Ausstellung genau diese Eigenschaft in mir spiegelt, was zuletzt vergangene Woche zur erfolgreichen Bitte um einen exakt EC-Kartenformat-großen und dem neuen Corporate Design des Konzerns entsprechenden Dienstausweises geführt hat, dessen Plastik-glattes und reines Weiß als ideale Grundlage dem integriertem biometrischen Bild, rundem Siegel und dezent schwarzgrauer Schrift dient und mir notfalls Zugang zu allem und jedem gewährt, ohne mit einem Stück laminiertem Billigpapier wedeln zu müssen.

Beim Frühstück mit Blick in den weiter heftigen Regen wird mir klar, dass ich, irgendwie keinen Moment zu übereilt und auch nicht zu spät, wie von einer kleinen Wolke aus Zuneigung und unsichtbarer Hilfe unterstützt und als ganz normale Belohnung für die Leistung hinsichtlich konsequenter Arbeit und den Willen, immer wieder aufzustehen, zur Zeit auf einer sanft schaukelnden Glückssträhne schwimme, effektiv einige Fäden gut in der Hand halte, meine neue Funktion und Rolle als Leiter der Abteilung regelrecht geniesse, wochenlang vom Zimmer bis zum Schrank alles ausgeräumt, aufgeräumt und vorsichtig neu gestaltet habe, bis eine durchgehende Atmosphäre von strukturierter Kompetenz gewachsen ist, aufgelockert von Bildern und Freiräumen, die auch rein äußerlich Platz lassen für das, was die Patienten an Angst und Wünschen und Hilflosigkeit zu uns bringen.