Der Sinn

Die Welt sehen
Dinge, an die heranzukommen gefährlich ist
Hinter Mauern sehen
Sich näher kommen
Einander finden
Und fühlen
Das ist der Sinn des Lebens
(„The Secret Life of Walter Mitty“)

moving like a tiger on vaseline

Susanne1 in Istanbul, Susanne2 muss arbeiten, Doro im Feierstress, Jana wahrscheinlich auf einem Kurztrip zu ihrem Lieblingsschloss in Polen, also Einzelzimmer zu einem stillen und lauschigen Innen-Hinterhof, gelegen in meiner Stammpension, ein Ambiente wie in Rom, und Inangriffnahme des wirklich kurzen Kurzprogramms, denn die sogenannten touristischen Highlights kann ich mir sparen, seit ich in Berlin gelebt habe.
Treffen mit U., die mir als professionell Kundige vor Ort im Bistro Garçon u.a. in Anis eingelegte Garnelen präsentiert und mich und sich bis geschlagene 3:30 Uhr morgens vom Schlafen abhält, mit tausend Themen und viel Gelächter und intimen Stories und Spass und Genuss.

Am nächsten Tag Apple-Store (Impossible-Project-Kamera-Filme), Mientus (Kaschmir), und dann zur David-Bowie-Ausstellung, um dort festzustellen, dass maximal 20 min Wartezeit angefallen wären ohne mein doppelt so teures Exklusivticket mit Soforteintritt. Dazu kommt, dass die durch Exponate und Overhead-Projektionen und automatisch eingespielte Songs aufgebrezelte Exposition durch völlig überhitzte und fast stockdunkle Gänge mäandert und ich fast froh bin, wieder in der sonnigen Helligkeit anzulangen. Unnötig.
Friedrichstrasse, Galeries Lafayette; dann plötzlich Anfrage von K., ob wir uns nun doch mal endlich kurz treffen können; es geht ihr nachvollziehbar schlecht, und wir reden über Sorgen, die ich ihr nicht nehmen kann, lediglich Daumendrücken ist angesagt.
Ich spüre plötzlich die bleischwere Müdigkeit der ultrakurzen Nacht, fahre zurück nach Charlottenburg, gehe italienisch essen und bin früh im Bett.
Samstag wieder Treffen mit U., chic und frisch und umflort vom Hauch einer Diva, wir sehen uns zuerst Jimmy Nelson, »Before They Pass Away«, in der CWC Gallery an, gehen New Yorker Cheese Cake essen, fahren zu Camera Works und bewundern Patrick Demarcheliers Frauenbilder und fünf David-Bowie-Exponate.
Literweise Mineralwasser anschliessend im sonnigen Strassencafe, ein spätes Abendessen bei San Marino (Steaks mit Rosmarinkartoffeln etc.), und dann ist Berlin offiziell beendet.

Gerade fährt der Doppel-ICE aus dem Berliner Hbf, die Sonne verabschiedet mich, ich bin zufrieden, heilfroh, reserviert zu haben, in den engen Gängen stehen Touristen mit heulenden Kindern, die den Gang in beide Richtungen versperren und die Platzierung aller anderen verhindern, weil sie nicht nur schrankgrosse Säcke auf dem Rücken, sondern ebensolche Teile vor dem Bauch festgezurrt haben und quer in den Händen zwei Koffer tragen und so hin und her laufen auf der vergeblichen Suche nach einem freien, nicht reservierten Platz – wenn Dummheit Pickel machen würde, sähen die aus, wie Streuselkuchen.

There’s a starman waiting in the sky
He’d like to come and meet us
But he thinks he’d blow our minds
There’s a starman waiting in the sky
He’s told us not to blow it
Cause he knows it’s all worthwhile
He told me:
Let the children lose it
Let the children use it
Let all the children boogie

(David Bowie, „Starman“)