Vier

ist angeblich die Unglückszahl im asiatischen Raum, also muss heute, am Tag 8 (=2×4) doppeltes Unglück drohen; dem entsprechend sagt mein Glückskeks am Vortag nur „Kraft“ und heute „Vertrauen“, und die brauche ich, als ich im strömenden Regen mehrere Kilometer Laufen und Fahren muss, um das verlorene Schlüsselpaket zu suchen! Im Auto: nix, in der Jacke: nix, im Mülleimer, im Hausflur, überall, wo ich schwer bepackt gewesen bin: nix
Schliesslich finde ich das Teil auf der Aussentreppe des Hauses, jedem potentiellen Einbrecher zugänglich, durchnässt vom strömenden Regen, aber vollständig.

Und der Laden, der mir heute ein 2m-Lightningkabel überlassen wollte, ist plötzlich geschlossen, angeblich aus technischen Gründen…
(Nachtrag, 9.7.14: ja, der Verein ist in der Insolvenz! Und das Unternehmen mStore gibt es somit nicht mehr. Und ich werde weder das bezahlte Kabel bekommen, noch das Geld zurück.
Und ich rate jedem, der da noch Geräte zur Wartung herumrumstehen hat, sich noch heute das Teil zu holen! Alte Regel: nichts ist teurer, als verbilligt einzukaufen)

Und nun werde ich den Nachmittag in einer Sitzung verbringen, die mich schon ermüdet, wenn ich das Thema höre.
Aber die bezahlen mich gut, und dann kann ich weiter Apple aufkaufen.

Welt-Kusstag

war gestern, aber ich war zu beschäftigt, mich all den Frauen zu widmen, die ihre Pheromone bei mir abladen wollten und habe eine sehr strenge Auswahl getroffen…
Trotz stellenweise Unwetter-Himmel und Sturm und Drang aus den Wolken, bin ich fast 6 h unterwegs gewesen, um den See, der mich immer wieder anzieht, an dem ich zwischendurch rasten kann, an dessen Ende ein altes Restaurant steht, wo Kuchen und Getränke auf mich warten und ein völlig von abgewehten Zweigen und Blättern bedeckter Wagen.
Kurz vor Toresschluss habe ich mich mit Schöffel-Outdoor-Kleidung versehen, ultraleichte und auf einen kleinen Tragebeutel faltbare Regenjacke, Regenhose, Kappe, alles in tiefschwarz, und Dioden-Umfeldleuchte für eventuelle Gänge durch die italienischen Nächte.
Und da ich mit leichtem Gepäck reisen will, habe ich heute die Sammlung meiner Apple-Display-Diagonalen erweitert und, passend zwischen das iPhone 5 und das iPad Air und deutlich unter dem MacBook Pro 15 Zoll und dem sehr großen Cinema-Monitor, mir ein iPad MINI in Spacegrau, WiFi plus LTE-Cellular, 64 GB zugelegt, so um die 330 Gramm und geil in der Moleskinehülle. die ich vorausschauend in Rom gekauft hatte; kann alles, macht alles, und passt in die Jackentasche, und verbindet mich über Roaming (sofern die Berge das Cellularnetz nicht löchern) mit meiner Welt.
Und jetzt überlege ich, ob ich mir selbst (als Taucharzt qualifiziert) doch noch einen offiziellen Tauchpass ausstelle oder mich darauf verlasse, lieber bei einer Bergtour zu verrecken.

H. schreibt mir messages aus Ligurien, wo sie mit Tochter Urlaub macht, ausgerechnet in einem Traumhotel in Hanglage, das mir mehr als bekannt ist; das Meer, die Aussicht, Wein und Essen, und das Zirpen in den wehmütigen Nächten.

City of Angels

sie weine nur noch, sagt Susanne 1, als ich sie frage, wie es der Frau ergehe, die ihren Mann verloren hat mit 43 Jahren, im Urlaub, allein mit ihm und ohne Hilfe, und jetzt zum Leben verdammt ist, nicht zuletzt wegen der kleinen Tochter, sie weine sofort, wenn das Thema angesprochen werde, sie weine, kaum, dass der Telefonhörer an ihrem Ohr sei; sie habe jetzt soviel zu tun mit Behörden und Beerdigungsritualen, dass sie manchmal eine Unterbrechung erfahre darin, das Unfassbare in ihr Herz zu lassen. Ja, ab und zu könne sie mit einem Experten sprechen, einem Psychologen, der es erträgt, wenn sie um ihrem toten Mann bittet und schreit, wenigstens einer, der schweigt und mitempfindet, ohne eine Patentlösung im Hut zu haben. Und dann weine sie wieder allein mit sich; zwei Jahre Dauer rechnen die Experten für diese Phase der Verlustverarbeitung; für die Statistik ist das wichtig, der Frau hilft es nicht, zu wissen, dass sie nun zwei Jahre weinen wird, nach aussen und nach innen.
Und was dann kommt.
Der erste Schritt in ein Restaurant, der erste Kinobesuch mit einer Freundin, vielleicht ein erstes Lächeln, wenn das Kind eine Schulaufführung hat. Die Routine des Alltags, wo niemand mehr täglich neu lernen muss, ein Brot zu machen, ein Glas zu füllen, den Nachbarn zu grüßen, der immer auf den Boden schaut und rascher geht, wenn sie kommt, regelmässig zum Friedhof zu gehen.
Und nach und nach wird dieser brennende Stein in ihrem Herzen sich verwandeln zu einer stumpf anmutenden Perle, die niemand aus ihr nehmen kann, die nie wieder glänzen wird, groß genug, um auf der sensiblen Herzinnenhaut hin und her zu rollen, klein genug, um Platz zu lassen für ein Surrogat, bestenfalls. Schicksalsperlen.

Nachts, wenn sie weint, sitzt ihr toter Mann neben ihr, zu ihr gekommen aus einer Sphäre, wo Weinen nicht mehr nötig ist; vielleicht streckt er die Hand aus, vielleicht ist er nur still, vielleicht sieht er aus, wie Cage in City of Angels; spüren wird sie nichts davon, auch, weil die Psychopharmaka wirken und sie für bemessene Zeit zum Zombie machen.

Ich trauere auch, nach innen, denn nach außen geht nicht; man(n) wird mit Fragen bestraft, die sich rasch anhören, wie ein Verhör, in einer Kultur, die von Männern den coolen Macho und den gefühligen Softie zugleich verlangt und beide nicht mag.

Nachts kommen die schwarzen Engel auch zu mir, und ich erwache auf einem nassen Kopfkissen und denke mir Gründe aus, die mich funktionieren lassen.
Aber ich weiß die Wahrheit ansatzweise, und deshalb mache ich weiter.

Manche verlieren ihre Liebe an den Tod – und manche an’s Leben.