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brennender Schweiß rinnt in die Augen und über das Gesicht, Windstille bei gefühlten 40 Grad, Entschleunigung auf allen Ebenen, 4 Liter Tee, um das türkische Essen ‚runterzuspülen, und trotzdem absolviere ich mein Programm, wie seit Wochen: die systematische und wie mit dem Läusekamm vorgenommene Durchforstung der ganzen, nie überladenen, sondern eher spartanisch eingerichteten Wohung, das Sortieren danach, ob etwas brauchbar ist oder seit langem unnötigerweise Platz wegnimmt.
Eine Angewohnheit, die ich seit der Kindheit beibehalten habe, die Aufrechterhaltung des Prinzips, dass ich mit meinem ganzen Hausrat und Besitz innerhalb weniger Stunden fort sein kann, frei, nicht von Hab und Gut gefesselt, in einem durchorganisierten und strukturierten Ambiente lebend, jederzeit bereit bin für den Beginn einer beliebigen Reise, ob diese nach China, in den Nachbarort oder ins Nichts führen sollte.
Und wenn ich aufgerufen werde, wenn das Ticket gezogen wird, kann ich mich umdrehen und aus dem Bild heraustreten, ohne dass mein Fehlen störend bemerkbar wäre, ich kann das perfekte Bild zurücklassen, das unpersönliche Schnittmuster eines Lebens, dessen ganze Reichhaltigkeit in mir und mit mir aufgeht und kein Ding braucht als Vermittler für Erinnerungen.
Niemand hat hier Spuren hinterlassen, jedes Link führt ins Leere, niemand wird kompromittiert und alles wird gerinnen zu einem langsam verblassenden Traum.
Dieses ungebändigte Gefühl von Reichtum ohne Besitz, von wirklicher Freiheit, vom Bewusstsein, niemand gestört zu haben und nicht gestört worden zu sein, allein ohne Einsamkeit.

In der feuchten Schwüle, die längst in meiner Dachwohnung herrscht, selbst, als es draußen schon wieder kühler wird, finde ich keine Ruhe, schaue Reality Bites und Basic Instinct an, bis die erste Salve einer Unwetterfront niederprasselt, lege mich nackt auf mein Bett und rutsche irgendwann gegen 01:30 h in Tiefschlaf, aus dem mich der kühle Hauch des Frühmorgens wieder weckt; es regnet, Gott segnet, die Erde wird nass.
Ich kann kaum auftreten, ohne dass mich die Zerrung im linken Knie aufstöhnen lässt.
Ich schalte alle Geräte wieder online und beschließe, mir abends noch den letzten Einbauschrank vorzunehmen.
Schlaflosigkeit ist ein gutes Mittel gegen depressive Verstimmungen, Auf- und Ausräumen der Königsweg, um Struktur in’s Leben zu bringen, auch innen, auch, wenn es um die Landkarte des Herzens geht.
Die Berührung deiner Haut genügt, um mich ruhig werden zu lassen, wie ein Welpe, den man auf den zusammengerollten Berg seiner Geschwister, die sich um das Muttertier lagern, legt – aber du bist nicht da und das bedeutet, dass das fragile Equilibrium in dem ich schwanke, in all seiner abhängigen Brüchigkeit sichtbar wird und zeigt, wie sich die Ränder des Feigenblattes aufwölben, wie ein unterbluteter Notverband.
Und beim erneuten Einschlafen sehe ich mich selbst, zehn Jahre älter, etwas knochiger, aber immer noch mit dem Rest subtilen Charismas ausgestattet, das kleinen Mädchen den Mut gibt, ihre patschigen Hände in meine zu legen, wenn sie neugierig-furchtsam einen großen Hund streicheln möchten, immer noch mit dem leisen Lächeln, das kleinen Jungen die großen Schritte erklären kann, die sie vor sich haben auf dem langen Weg zum Mann; Mut werde ich ihnen machen, beiden.

Ich vermisse deine Lieblichkeit, die sich in den Augen der Kinder spiegelt.
Ferne Frauen, leise Lieder.